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Grenzüberschreitende Umsetzung von IReF für Kreditinstitute

Das IReF-Meldekonzept beinhaltet viele Herausforderungen für international tätige Banken, deren Bewältigung unterschiedliche Maßnahmen erfordert.


Überblick:

  • Ab 2029 verändert IReF das Reporting grundlegend. Statt Formularen stehen zentrale, granulare Datenpunkte im Mittelpunkt.
  • Einheitliche Definitionen, Frequenzen und Stichtage schaffen erstmals ein harmonisiertes statistisches Berichtswesen in der EU.
  • Für internationale Institute bringt IReF Chancen, aber auch große Herausforderungen bei Datenharmonisierung, IT-Infrastruktur und Governance.

Das Integrated Reporting Framework (IReF) führt ein neues Meldekonzept ein. Demnach ist die Zentrale beziehungsweise der Hauptsitz eines Kreditinstituts dafür verantwortlich, die unter die IReF-Anforderungen fallenden Daten zentral für alle ausländischen Niederlassungen zu erfassen und zu melden. Die einzelnen Niederlassungen sind lediglich für die Meldung jener Daten verantwortlich, die spezifisch für sie sind und nicht unter die IReF-Anforderungen fallen.

Die Umsetzung des IReF-Meldekonzepts stellt Kreditinstitute mit ausländischen Niederlassungen vor erhebliche Herausforderungen. Um diese Komplexität zu meistern, ist es entscheidend, frühzeitig zentrale Handlungsfelder zu identifizieren und geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Datenharmonisierung über Jurisdiktionen hinweg

Internationale Institute sind häufig in mehreren Ländern tätig, die jeweils eigene Meldepflichten, Datenmodelle und Definitionen, Stichtage und Einreichungsfristen vorsehen. Diese Fragmentierung erschwert die Datenintegration, führt zu Redundanzen und erhöht das Risiko von Inkonsistenzen. IReF verlangt ein zentrales und harmonisiertes Datenmodell, um Konsistenz zwischen Niederlassungen und Zentrale zu gewährleisten.

 

IT-Infrastruktur und Systemkompatibilität

Altsysteme und unterschiedliche IT-Architekturen zwischen Zentrale und Niederlassungen stellen erhebliche Hindernisse für die Umsetzung konsistenter granularer Datenmodelle dar, wie sie von IReF gefordert werden. Viele Institute verlassen sich derzeit auf aggregierte Berichtspakete aus den Niederlassungen, die im neuen Rahmen nicht ausreichen. Ein Upgrade auf zentrale Datensysteme mit granularen Datenmodellen und harmonisierten Schnittstellen wird voraussichtlich unerlässlich.

 

Unterschiedliche Governance-Strukturen

Abweichende Governance-Strukturen, die sich aus dem bisherigen Konzept ergeben (Niederlassungen sind für die Meldung an die jeweilige nationale Behörde verantwortlich), können eine koordinierte Umsetzung verhindern. Vor dem Hintergrund des neuen Meldekonzepts wird ein zentrales Reporting-Governance-Modell für IReF – häufig als Single Source of Truth bezeichnet – dringend empfohlen, um eine effiziente Umsetzung und Kontrolle über Landesgrenzen hinweg zu gewährleisten.

 

Parallele regulatorische Anforderungen

Neben IReF für die statistische Berichterstattung sind Institute gefordert, auch die Compliance mit anderen Rahmenwerken wie BCBS 239, EBA-DPM, IFRS, CRR, COREP und FINREP sicherzustellen. Die Integration dieser Anforderungen in eine einheitliche Reporting-Architektur für alle Berichtseinheiten (Zentrale und Niederlassungen) ist entscheidend, um Inkonsistenzen zu vermeiden und regulatorische Kohärenz sicherzustellen.

 

Datenqualität und -validierung

Es ist unabdingbar, dass granulare Daten korrekt, vollständig und konsistent über alle Berichtseinheiten hinweg verfügbar sind. Dies ist besonders herausfordernd für internationale Institute mit komplexer Buchungslogik und dezentralen Strukturen. Automatisierte Validierungs- und Qualitätskontrollmechanismen sind unerlässlich, um eine durchgehend hohe Datenqualität sicherzustellen.

 

Regulatorische Kommunikation

Für internationale Kreditinstitute gilt es, die Kommunikation mit Aufsichtsbehörden sowohl in IReF- als auch in Nicht-IReF-Jurisdiktionen (zum Beispiel UK, USA, Schweiz) zu managen. Die Einrichtung neuer Prozesse und die Abstimmung mit Aufsichtsbehörden über Ländergrenzen hinweg sind entscheidend für ein effizientes Konzern-Reporting.

 

Die oben aufgeführten grenzüberschreitenden Herausforderungen, die im Zusammenhang mit der Umsetzung von IReF bestehen, sind frühzeitig zu analysieren und mögliche Maßnahmen zur Lösung sind basierend auf den Ergebnissen der Analyse zu entwickeln. Die nachfolgende Übersicht zeigt mögliche Maßnahmen für einzelne Herausforderungen auf.

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Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen sollten international tätige Kreditinstitute zeitnah mit einer detaillierten Gap-Analyse ihrer aktuellen Berichterstattungsprozesse, IT-Systeme und Datenintegration für Zentrale und Niederlassungen beginnen, damit sie in der Lage sind, die richtige Entscheidung hinsichtlich des angemessenen Ansatzes für die IReF-Umsetzung zu treffen. Die Institute können wählen, ob sie diese Herausforderungen mit oder ohne BIRD-Implementierung angehen. Im Falle einer BIRD-Implementierung ist ein erster Vergleich des Datenmodells mit BIRD aufgrund der bereits verfügbaren Ressourcen auf der Website der EZB möglich. Die Institute können sich jedoch auch entscheiden, ein anderes Datenmodell zu verwenden, um ein robustes Data-Governance-Rahmenwerk zu etablieren – zum Beispiel eines, das von ihrer regulatorischen Meldewesen-Software verwendet wird. Der richtige Ansatz hängt von der aktuellen Situation des jeweiligen Instituts ab.

Die EBA hat im Dezember 2021 ihre Vision für das Integrierte Berichtssystem (IRS), welches das statistische, prudenzielle und das Abwicklungsmeldewesen umfasst, in einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. Institute sollten diese Vision in Ihre Entscheidungen bezüglich der Ausrichtung ihrer langfristigen Meldewesen-Strategie einfließen lassen. Die Einführung von IReF ist ein grundlegender Schritt in Richtung dieses Ziels.


Fazit

Die Einführung von IReF markiert einen grundlegenden Wandel im regulatorischen Reporting für international tätige Kreditinstitute in Europa. Unterschiedliche IT-Architekturen, komplexe Governance-Strukturen und der Bedarf an Datenharmonisierung stellen erhebliche Herausforderungen dar. Gleichzeitig bietet IReF strategische Vorteile: Standardisierung, Automatisierung und eine bessere Abstimmung mit Aufsichtsbehörden führen langfristig zu mehr Effizienz und geringeren Kosten. 

Institute sollten ihre individuelle Ausgangslage sorgfältig analysieren und einen passenden Umsetzungsansatz wählen. Da laut EZB nur noch etwa drei Jahre bis zum Start der Pilotphase verbleiben, ist ein früher Beginn insbesondere bei aufwendigen Umsetzungsthemen ratsam.

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